Vollständiger Zeitungsbericht:
17.03.2017 VAZ: Krötenkiller lauern am Fangzaun
Nabu fordert Abschuss von Waschbären
Von Matthias Brunnert
HESSISCH OLDENDORF – Überall in Niedersachsen haben Tierfreunde in diesen Tagen Krötenschutzzäune errichtet, damit Amphibien bei der Wanderung zu ihren Laichgewässern nicht von Autos überrollt werden. Von freiwilligen Helfern werden die Tiere in Eimern aufgefangen und über die Straße getragen, damit sie ihren Weg gefahrlos fortsetzen können.
Im Raum Hessisch Oldendorf im Weserbergland kümmert sich Rudolf Meyer vom Umweltverband Nabu seit Jahren ehrenamtlich um den Krötenschutz. An den Fangzäunen gebe es aber immer öfter ungebetene Gäste, sagt Meyer. „Waschbären machen sich dort über die Kröten her.“ Teilweise töten sie die Tiere reihenweise.
Nachdem die Nabu-Helfer zahlreiche tote Kröten entdeckt hatten, stellten sie Wildkameras auf. Damit konnten sie dokumentieren, wie Waschbären die Tiere häuten und sich dann das Muskelfleisch schmecken lassen. Laut Nabu finden Amphibienschützer vielerorts immer wieder tote und angefressene Erdkröten, Molche, Gras- und Moorfrösche. Oft seien die Tiere stark verstümmelt, es fehlten Gliedmaßen, die Haut sei auseinandergerissen. „Waschbären fressen generell auch Frösche und Kröten“, sagte der Nabu-Amphibien-Experte Christian Höppner. Dabei würden Kröten wegen ihrer giftigen Hautdrüsen vor dem Fressen von den Waschbären gehäutet. „Wir haben schon viele tote Grasfrösche, Erdkröten und Kreuzkröten gefunden“, sagte Höppner. Alleine bei einer Studie im Kreis Schaumburg waren es rund 150.
Die Beutegreifer seien immer wieder auch an Amphibienzäunen aktiv, sagte Experte Höppner. Dort seien Waschbären für Kröten eine massive Gefahr. Höppner plädierte dafür, die Schonzeit für Waschbären (1. April bis zum 15. Juli) abzuschaffen. Die Landesjägerschaft sei für eine intensive Bejagung der Waschbären, sagte Sprecher Florian Rölfing. – dpa