VERDEN – Im vergangenen Jahr blieb das Goldmann-Grab auf dem Domfriedhof in Verden ungeschmückt. Gestern setzte die junge Braut Madona Koç (33) aber eine schöne Tradition fort und legte ein Gesteck auf dem Grab nieder.
Vor 200 Jahren, am 11. Mai 1818, verunglückte der junge Franz Goldmann bei einem Jagdunfall tödlich. Um die Erinnerung an seinen Sohn lebendig zu halten, stiftete sein Vater Franz Goldmann 1000 Taler, damit das Grab in jedem Jahr am 10. Mai von einer „unbescholtenen, tugendhaften Braut“ geschmückt wird, die am Todestag seines Sohnes heiratet. Als Dank dafür erhält die Braut 30 Taler (heute etwa 45 Euro).
Die Grabschmückung durch die Stadt Verden wurde erst einige Jahre nach dem Tod von Franz Goldmann, im Dezember 1821, zwischen dem damaligen Bürgermeister Carl-Christian Münchmeyer und dem Vater des Verstorbenen vereinbart und damit die Goldmann-Stiftung begründet.
Madona Koç und ihr Verlobter Malte Cordes kommen beide aus Verden. Vor zwei Jahren lernten sie sich bei der Arbeit im Sanitätshaus Müller kennen. „Als wir den Hochzeitstermin festlegten, hatten wir das Goldmann-Vermächtnis gar nicht auf dem Schirm“, erzählt Madona Koç. Der Standesbeamte Reinhard Lutter sei es gewesen, der den Vorschlag machte, das Goldmann-Grab am Vortag der Hochzeit zu schmücken. Sie habe sofort zugesagt.
„Jetzt wo es sich so ergeben hat, ist es sehr schön. Dieser Brauch gehört zu Verden dazu und ich freue mich, dass ich ihn unterstützen kann“, so Koç. Schade findet sie nur, dass Lutter sie nicht trauen kann, da er bereits in Rente gegangenen ist. Kirchlich heiraten Madona Koç und Malte Cordes am 19. Mai.
Zur Grabschmückung gestern waren auch Vertreter des Geschlechterverbands Goldmann gekommen. Auf Initiative des Sprechers des Verbandes, Richard Goldmann aus Dortmund, spielte eine Abordnung des Bläsercorps der Kreisjägerschaft Verden eine Ehrenfanfare am Grab.
Bürgermeister Lutz Brockmann dankte der Braut im Namen der Stadt, dass sie in diesem Jahr die alte Tradition fortsetzt und somit auch den Wunsch des Vaters von Franz Goldmann erfüllt.
Vom Geschlechterverband Goldmann bekam Madona Koç zu Erinnerung eine goldene Kette. Der Verband hatte aus Anlass der Grabschmückung sein alle zwei Jahre stattfindendes Treffen nach Verden verlegt. Die „Goldmänner“ kamen aus Flensburg, Dortmund, Rüthen im Sauerland und Eichendorf bei München. Zwar sind sie keine Nachfahren der Familie Goldmann aus Osterode, fühlen sich aber durch ihren Namen der Tradition verbunden.
Richard Goldmann widmet sich seit 1969 der Ahnenforschung, seit 1973 im Verein. „Es gibt über 70 verschiedene Goldmann-Stämme“, hat er herausgefunden. Dem Brautpaar wünschte der Geschlechterverband für den weiteren Lebensweg alles Gute. – ahk