11.05.2018 VAZ: Madona Koç setzt eine alte Tradition fort

Braut schmückt das Goldmann-Grab am Vortag ihrer Hochzeit

VERDEN – Im vergangenen Jahr blieb das Goldmann-Grab auf dem Domfriedhof in Verden un­geschmückt. Gestern setzte die junge Braut Madona Koç (33) aber eine schöne Tradition fort und legte ein Gesteck auf dem Grab nieder.

Vor 200 Jahren, am 11. Mai 1818, verunglückte der junge Franz Goldmann bei einem Jagdunfall tödlich. Um die Er­innerung an seinen Sohn le­bendig zu halten, stiftete sein Vater Franz Goldmann 1000 Taler, damit das Grab in je­dem Jahr am 10. Mai von ei­ner „unbescholtenen, tu­gendhaften Braut“ ge­schmückt wird, die am Todes­tag seines Sohnes heiratet. Als Dank dafür erhält die Braut 30 Taler (heute etwa 45 Euro).

Die Grabschmückung durch die Stadt Verden wurde erst einige Jahre nach dem Tod von Franz Goldmann, im De­zember 1821, zwischen dem damaligen Bürgermeister Carl-Christian Münchmeyer und dem Vater des Verstorbe­nen vereinbart und damit die Goldmann-Stiftung begrün­det.

Madona Koç und ihr Verlob­ter Malte Cordes kommen beide aus Verden. Vor zwei Jahren lernten sie sich bei der Arbeit im Sanitätshaus Mül­ler kennen. „Als wir den Hochzeitstermin festlegten, hatten wir das Goldmann-Vermächtnis gar nicht auf dem Schirm“, erzählt Madona Koç. Der Standesbeamte Reinhard Lutter sei es gewe­sen, der den Vorschlag mach­te, das Goldmann-Grab am Vortag der Hochzeit zu schmücken. Sie habe sofort zugesagt.

„Jetzt wo es sich so ergeben hat, ist es sehr schön. Dieser Brauch gehört zu Verden dazu und ich freue mich, dass ich ihn unterstützen kann“, so Koç. Schade findet sie nur, dass Lutter sie nicht trauen kann, da er bereits in Rente gegangenen ist. Kirchlich hei­raten Madona Koç und Malte Cordes am 19. Mai.

Zur Grabschmückung gestern waren auch Vertreter des Geschlechterverbands Goldmann gekommen. Auf Initiative des Sprechers des Verbandes, Richard Gold­mann aus Dortmund, spielte eine Abordnung des Bläsercorps der Kreisjägerschaft Verden eine Ehrenfanfare am Grab.

Bürgermeister Lutz Brockmann dankte der Braut im Namen der Stadt, dass sie in diesem Jahr die alte Tradition fortsetzt und somit auch den Wunsch des Vaters von Franz Goldmann erfüllt.

Vom Geschlechterverband Goldmann bekam Madona Koç zu Erinnerung eine gol­dene Kette. Der Verband hat­te aus Anlass der Grabschmückung sein alle zwei Jahre stattfindendes Treffen nach Verden verlegt. Die „Gold­männer“ kamen aus Flens­burg, Dortmund, Rüthen im Sauerland und Eichendorf bei München. Zwar sind sie keine Nachfahren der Familie Gold­mann aus Osterode, fühlen sich aber durch ihren Namen der Tradition verbunden.

Richard Goldmann widmet sich seit 1969 der Ahnenfor­schung, seit 1973 im Verein. „Es gibt über 70 verschiedene Goldmann-Stämme“, hat er herausgefunden. Dem Braut­paar wünschte der Geschlechterverband für den weiteren Lebensweg alles Gu­te. – ahk

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