01.12.2018 VAZ: Großprojekt gegen die Beutegreifer

Jägerschaft Verden verstärkt den Schutz von bodenbrütenden Wiesenvögeln

Quelle: Friedrich Köhler

VERDEN:  Zahlreiche Natur­schutzgebiete entstanden im Landkreis Verden, um einen Beitrag zum Erhalt der Arten­vielfalt zu leisten. Extensive Bewirtschaftung und das An­legen artgerechter Biotope sollten dort helfen, die Popu­lation von bodenbrütenden Wiesenvögeln wie Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel und Brachvogel zu stabilisie­ren. Doch der Erfolg blieb aus, die Bruterfolge werden immer seltener.

Zwar haben Biotop und Wit­terung großen Einfluss, mitt­lerweile haben jedoch wis­senschaftliche Untersuchun­gen mit Nestbeobachtungen in zahlreichen Projektgebie­ten gezeigt, dass viele erfolg­reich angelegte Nester von Raubsäugern, so genannten Prädatoren, zerstört werden. Nachts sind Füchse, verschie­dene Marderarten, Wander­ratten sowie Neubürger wie Waschbär, Marderhund und das Mink auf Beutesuche. Die drei letztgenannten erobern Deutschland und nehmen auch im Landkreis Verden eine beängstigende Entwick­lung. Damit erhöhte sich der Gesamtdruck auf Bodenbrü­ter massiv. Nicht nur Eier aus den Nestern, sondern auch die nicht flüggen Jungen der schutzbedürftigen Brutvögel werden gefressen.

„Wenn wir die heimische Artenvielfalt erhalten wollen, gibt es nur zwei Stellschrau­ben, die wir beeinflussen können: Lebensräume erhal­ten und verbessern sowie den Druck durch Fressfeinde re­duzieren“, sagt der Vorsitzen­de der Verdener Jäger, Jürgen Luttmann. „Biotopverbesserungen werden seit vielen Jahren durch die Jägerschaft im Rahmen des Verdener He­gefonds durchgeführt, nun gilt es, den Beutegreiferdruck wirksam zu verringern“.

Die Jägerschaft hat in enger Zusammenarbeit mit der Un­teren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises ein Prädationsmanagementprojekt entwickelt und finanziel­le Mittel für die Umsetzung bei der Bingo-Umweltstiftung und beim Niedersächsi­schen Landesbetrieb für Was­serwirtschaft, Küsten- und Naturschutz beantragt. „Un­sere Argumente waren so überzeugend, dass wir jetzt über 130 000 Euro für die Durchführung des Projektes zur Verfügung gestellt be­kommen,“ freut sich Luttmann. „Wir werden auf die Erfahrung anderer Wiesenbrüterschutzprojekte aufbau­en, die allesamt neben Biotopverbesserungen Prädationsmanagement durchfüh­ren“, so Luttmann.

Die Prädatoren sollen mit von örtlichen Jägern gefan­gen werden. Diese Falle wird technisch so aufgerüstet, dass sie den Fang sofort an die Pro­jektteams meldet. „Damit werden wir den Vorgaben des Tierschutzes gerecht, und die ständigen Kontrollgänge im sensiblen Naturschutzgebiet können vermieden werden.“ Das Aufbauen der Fallen übernehmen örtliche Jagd­pächter. Danach gehen die Fallen in den Besitz der örtli­chen Pächter über, die sich gleichzeitig verpflichten, dass sie die Fallen während der Jagdzeit waidgerecht be­treiben. Die Bälge der erleg­ten Beutegreifer werden der „Fellwechsel GmbH“ des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zur Verwertung zur Ver­fügung gestellt. Die Auswir­kungen des Prädationsmanagements auf die Entwicklung der bodenbrütenden Wiesen­vögel werden weiter von der UNB dokumentiert. Ergebnis­se werden veröffentlicht.

Originalbeitrag in der Verdener Aller-Zeitung