29.12.2019 VAZ: Eine Frage des Vertrauens

Helmut Meyer und Wolfgang Mohr machen Ausbildung zum Wolfsberater

Quelle: Verdener Aller-Zeitung vom 29.12.2018

LANDKREIS • Über die Ausbrei­tung des Wolfes und die damit verbundenen möglichen Gefah­ren wird kontrovers diskutiert. Bei allen Konflikten bleibt das gemeinsame Interesse zu wis­sen, wo sich der Vierbeiner denn überhaupt aufhält. Rudel und Familien zu lokalisieren, dabei helfen die sogenannten Wolfs­berater. Helmut Meyer aus Luttum und Wolfgang Mohr aus Quelkhorn sollen diesen Job im Landkreis Verden nachgehen. „Endlich Hilfe“, freut sich Jür­gen Luttmann, Vorsitzender der Jägerschaft Verden.

Der Druck, auf diesem Gebiet tätig zu werden, ist durchaus groß. Immer mehr Meldun­gen über vermutete Wolfsris­se, Wolfssichtungen, Wolfs­spuren, Wolfsfotos erreichen Jürgen Luttmann, Vorsitzen­der der Kreisjägerschaft. Kreisjägermeister Hilmer Kruse macht ähnliche Erfah­rungen. Eine fachkundige Aufnahme habe in den ver­gangenen Monaten hingegen nur durch Wolfsberater aus den Nachbarlandkreisen er­folgen können. Eine für alle unbefriedigende Lösung, denn der fehlende Ansprech­partner vor Ort sei Ursache dafür, dass viele Betroffene ihre Beobachtungen gar nicht melden würden. „Die­ses ist sehr bedauerlich, zu­mal die ehrenamtlichen Wolfsberater insbesondere bei Herdenschutzmaßnahmen vor Ort umgehend bera­tend tätig werden können“, so Jürgen Luttmann.

Wo ein Höchstmaß an Transparenz erforderlich ist, wo es Konflikte, insbesonde­re im Bereich der Weidetierhaltung, zu lösen gilt und sich Ängste in Bevölkerung breitmachen, sei Vertrauen besonders wichtig, so die Er­fahrungen der Beteiligten. „Das können nur ortsansässi­ge Berater aufbauen. Sie ken­nen das Landschaftsbild und die regionalen Besonderhei­ten des Landkreises Verden“, ergänzt Luttmann. Deshalb sei es höchste Zeit, dass fach­kundige Nachfolger für Frank Fass und sein Team einge­setzt werden. Fass hatte sich im Mai aus der Beratung zu­rückgezogen.

Ein Schnellschuss sollte die Regelung der Nachfolge je­doch nicht werden. Nachdem Meyer und Mohr sich bereit erklärt hatten, den Job zu übernehmen, mussten sie zunächst die Schulbank drü­cken. „Seit Juni 2018 befin­den wir uns in einer Ausbil­dung zum ehrenamtlichen Wolfsberater“, berichtet Mey­er. Das Wolfsbüro Hannover leitet die fachliche Unterrich­tung in Kooperation mit der Landesjägerschaft Niedersachsen. Ein abschließendes Seminar an der Tierärztli­chen Hochschule Hannover fehlt beiden noch. „An uns liegt es nicht, aber da brau­chen wir wohl noch etwas Geduld“, so Meyer. Not macht erfinderisch, und um die Lü­cke der Ansprechpartner für die Öffentlichkeit in Wolfs­fragen endlich zu schließen, interessierten Bürgern und besorgten Nutztierhaltern kompetente Ansprechpart­ner zu bieten, berief der Vor­stand der Kreisjägerschaft Meyer und Mohr als „Obleute für Wolfsfragen“.

Beide „Obleute“ stehen ab sofort zur Verfügung, ma­chen Aufnahmen und Über­prüfungen von Wolfssichtun­gen, gehen Hinweisen von Spuren sowie Wildtierrissen nach, um damit das NLKWN-Wolfsbüro bei der amtlichen Dokumentation zu unterstüt­zen. Das Duo kooperiert be­reits bestens miteinander. Mohr kümmert sich mehr um den Achimer Raum, Mey­er um den Bereich Dörverden und Kirchlinteln, das Thedinghauser Gebiet wird ge­meinsam beackert.

Meyer, bis zu seiner Pensio­nierung bei der Kriminalpoli­zei in Verden im Einsatz, kennt sich zudem mit dem notwendigen Equipment bes­tens aus. Dazu gehört auch ein Koffer, der die Utensilien zur Spurensammlung ent­hält. „Die Tatort-Sicherung ist durchaus aufwendig“, weiß Meyer. „Jedes Detail kann wichtig sein und wird doku­mentiert. Außerdem nehmen wir Gipsabdrücke.“

Die Aufnahme von Nutztierrissen erfolgt zunächst weiter durch Wolfsberater der be­nachbarten Landkreise bis zur endgültigen Ernennung beider zukünftigen Wolfsbe­rater durch das Niedersächsi­sche Umweltministerium. Wer glaubt, einen Wolf gese­hen zu haben oder Fragen dazu hat, kann die zukünfti­gen Wolfsberater jederzeit te­lefonisch informieren. Hel­mut Meyer, Luttum, ist unter Telefon 0173/4653650 er­reichbar, Wolfgang Mohr, Quelkhorn, steht unter Tele­fon 0173/2489251 zur Verfü­gung. Beide Kontaktpersonen nehmen auch Meldungen von Nutztierrissen im Land­kreis Verden vermittelnd ent­gegen. • mw

Originalbericht der Verdener Aller-Zeitung vom 29.12.2018