Niedersächsischer Jäger 18/2019: Verdener Jäger starten Offensive

FLÄCHENDECKENDE RAUBWILDBEJAGUNG

Quelle: Jägerschaft Verden

Wer Niederwildbesätze fördern will, muss flächendeckend Raubwild bejagen. Die
Jägerschaft Verden ist sich dessen bewusst und startete ein beispielhaftes Projekt.

Text: BENEDIKT SCHWENEN

 
Den Verdener Hegefonds kennen vermutlich alle im Land zwischen Ems und Elbe. Nun haben die Grün­röcke ein weiteres Leuchtturmprojekt initiiert. Wäh­rend in den vergangenen Jahren vieles getan wurde, um Bio­tope anzulegen und zu verbessern, soll im folgenden Vorha­ben der Prädationsdruck deutlich gesenkt werden.

Bereits 2016 haben die Grünröcke mit Landrat Peter Bohlmann (SPD) und der unteren Naturschutzbehörde das Projekt „Wiesenbrüterschutz durch Prädationsmanagement“ ver­einbart. Das Projektkerngebiet ist circa 17.000 Hektar groß und befindet sich auf Naturschutzflächen der „Fischerhuder Wümmeniederung“, der „südlichen Allerniederung“ und der „Lehrdetal“. Zur Umsetzung ist es den Verantwortlichen gelungen, vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) und der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung eine Fördersumme von 135.000 Euro zu erhalten.

Den Verdener Jägern ist es aber sehr wichtig, dass nicht nur in den Naturschutzgebieten etwas für die Wiesenbrüter getan wird, sondern sie möchten auch in der intensiv genutzten Feldflur etwas für alle am Boden aufziehenden Arten tun, also ein flächendeckendes Prädationsmanagement be­treiben. Deshalb haben sie mit dem Landrat vereinbart, dass sie für die Durchführung des Projektes in den Naturschutzge­bieten, vom Landkreis eine finanzielle Förderung für die Fallenjagd ausserhalb des Projektkerngebietes erhalten. Aus die­sem Grund unterstützt der Landkreis die Jägerschaft schon seit 2017 für diesen Bereich jährlich mit 7.500 Euro. Das Geld wird benötigt, um die Reviere mit Fallen zu bestücken. Der Revierinhaber zahlt nur noch 50 Prozent der Anschaffungskosten. Über 340 Fal­len wurden bisher ausgebracht.

Faltentyp und Fallendichte

Wie viele Geräte im Projektkerngebiet benötigt werden, wurde anhand ande­rer Projekte (Bremer Blockland, Wiesen­vogelschutz an der Unterelbe in Nord-Kehdingen oder LIFE-Projekt am Düm­mer) errechnet. Im Kerngebiet sollten demnach 1,25 Fallen/100 ha stehen, in der Zwischenzone 0,75 Fallen/100 ha und in der Erweiterungszone 0,5 Fallen/100 ha. Bei der Auswahl setzen die Verdener ausschließlich auf unversehrt fangende Lebendfallen des Typs „Mester Hegerohr“, eine Betonrohrfalle. Bei dieser Bauart werden die Klappen durch Magnete gehalten und durch einen optischen Sensor, der auf Wärme und Bewegung reagiert, ausgelöst. Die Akkus dafür halten etwa ein Dreivierteljahr, also länger als eine Saison. Wie Frederik von Bremen, Obmann für Prädatorenmanagement in der Jägerschaft, berichtet, gehören die Fallen im Pro­jektkerngebiet nicht dem Pächter, sondern bleiben auch bei einem möglichen Pächterwechsel im Revier. Auf die kritische Nachfrage, ob dabei auch alle mitziehen, kann von Bremen nicht ohne Stolz verkünden: „Alle machen mit, bis auf einen.“

Das heißt, dass in 31 von 32 betroffenen Revieren flächen­deckend die Fallenjagd betrieben wird. Schon jetzt beträgt der Abdeckungsgrad stattliche 80 Prozent. „Bis 2020 schaf­fen wir die 100 Prozent“, gibt sich von Bremen zuversichtlich. Des Weiteren kommt der „Verdener Hegetunnel“, eine gro­ße Kastenfalle aus Siebdruckplatten, zum Einsatz. Alle Fal­len sind mit einem Fallenmelder (Trapmaster) ausgestattet, wodurch auch den Pächtern von Hochwildrevieren die Angst des Leerpirschens durch ständige Fallenkontrolle genom­men wurde. Per App kann der Fangjäger direkt im Revier den aktuellen Fang do­kumentieren. Gemeinsam mit dem Her­steller der Melder wurde ein Verfahren entwickelt, das eine lückenlose Auswer­tung gewährleistet. Dafür mussten alle teilnehmenden Jäger eine Erklärung un­terzeichnen, durch die der Jägerschaft der uneingeschränkte Datenzugang er­möglicht wird. Nur durch eine gesicher­te Datengrundlage könne man im Nach­gang den Erfolg der Fangjagd beweisen, erklärt Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Jägerschaft.

Darüber hinaus sollen die gewonnenen Bälge und Felle bestmöglich verwertet werden. Für das Projektgebiet werden daher mehrere Ge­friertruhen gekauft, um die Strecke über die vom DJV ge­gründete Fellwechsel GmbH nachhaltig zu nutzen.

Bei der Vorstellung des Projekts war übrigens auch Umwelt­minister Olaf Lies dabei. Er ist sich der Wichtigkeit der Fallenjagd offenbar bewusst. Der „Wiesenbrüterschutz durch Prädationsmanagement“ sollte Schule machen und Nachahmer finden. Das Niederwild würde es uns danken. Mehr zu dem Projekt finden Sie im Internet unter www.jägerschaft-verden.de

Originalbericht im Niedersächsischen Jäger