Daverden – Für einen interessanten Abend zum Thema „Die Geschichte der Daverdener Jagd“ sorgte jetzt Harald Gerken im Küsterhaus Daverden auf Einladung des Vereins für Kultur und Geschichte und seiner Vorsitzenden Theda Henken.
Gerken ging in die Zeit vor vielen 10 000 Jahren zurück, als die Menschen noch als Jäger und Sammler unterwegs waren. Jagdmittel waren damals Fallgruben, Speere, Pfeil und Bogen. Im Verdener Heimatmuseum ist übrigens ein 150 000 Jahre alter Jagdspeer zu bewundern. Heutige Jäger gehen lange nach Erfindung des Schwarzpulvers und der Feuerwaffen mit Präzisionsbüchsen auf die Pirsch.
Im Laufe der Menschheitsgeschichte entstand die bäuerliche Kultur, man hielt Haustiere und schlachtete, die Jagd wurde zu einem Privileg der Bessergestellten, des Adels. Waren Bischöfe Landesherren, so waren sie auch oberste Jagdherren. Die Jagd in Daverden war Teil des Großreviers der beiden Gohgerichte Achim und Ottersberg und in Händen der Clüver aus Clüversborstel. Um 1750 herum begann die Clüversche Alleinherrschaft zu bröckeln und reiche Bremer Kaufleute pachteten Revierteile. Das älteste Dokument in Zusammenhang mit der heimischen Jagd fand Harald Gerken im Kreisarchiv. Das Dokument aus dem Jahr 1623 zeigt ein Geld- und Kornregister der Burg Langwedel, in dem auch die Ausgaben für den Jäger Johann Ringe und sein Pferd aufgelistet sind.
Nach dem 30-jährigen Krieg wurde eine starke Zunahme der Wolfspopulation beschrieben, so Gerken. Zuvor seien die Tiere über Jahrhunderte aus Deutschland verschwunden. Harald Gerken bezog sich bei seinen Ausführungen oft auf Angaben des August Wilhelm Büttner, der von 1834 bis 1870 Pastor in Daverden war. Der hatte vom ersten Daverdener Jagdpächter, Wachtmeister Bischoff berichtet. Dessen Söhne hatten eine tiefe Fallgrube gegraben, in welcher der Feldhüter Backhus jämmerlich ertrank. 1870 war Jacob Schierenbeck aus Bremen der erste auswärtige Pächter. Die letzten „Wülfe“ verschwanden vor mehr als 100 Jahre aus den Chroniken und der hiesigen Region, scheinen sich aber wieder zu nähern.
Füchse gab es immer – obwohl Dorfgendarm Warnke im Zweiten Weltkrieg den Auftrag hatte, als Hilfsjäger mit eigens dafür gelieferten Tellereisen Füchse zu fangen und tunlichst auszurotten. Birkhühner gab es bei uns einst im Moor, jetzt findet man sie nur noch in der Lüneburger Heide. Rebhühner sind kaum noch vorhanden, aber hier und da registrieren die Jäger doch eine leichte Zunahme. Kaninchen waren in den ersten Nachkriegsjahren bis in die 1960er auch in Daverden eine echte Plage mit oft beklagten Schäden.
Heutzutage machen der aus Nordamerika stammende Waschbär und der aus dem Osten zugewanderte Marderhund (Enok) der hiesigen Natur zu schaffen. Der Enok schädigt das Niederwild, verdrängt den Fuchs, geht in dessen Baue und hat doppelt so viel Nachwuchs (bis zu zehn Welpen) wie Meister Reineke. Der Marderhund ist zudem schwer zu bejagen, da nachtaktiv.
Harald Gerken berichtete auch über die bisherigen Jagdpächter in Daverden. Der Bremer Konsul Seyfried brachte es auf 36 Jahre, während der hiesige Jäger Gerd Schmakeit die Jagd seit 47 Jahren bis zum heutigen Tag gepachtet hat.
Im Küsterhaus gab es aber nicht nur viele Informationen, Geschichten und Bilder, sondern auch Jagdlieder. In einer Pause wurde tatsächlich kräftig gesungen, unterstützt von Wolfgang Uhrig am Klavier. „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“ war so ein Stück, dessen Text via Projektion auf einer Leinwand mitzuverfolgen war. hu