Landkreis Verden. Die Saatmischung Frühjahrsblüte des Eisseler Imkers Heinrich Kersten ist ein Erfolgsprojekt, und das hat Kersten jetzt auch aus berufenem Mund. Werner von der Ohe, Leiter des Bieneninstituts in Celle, hat trotz der Corona-Einschränkungen die Wirkung der speziellen Pflanzenmischung auf Insekten persönlich in Augenschein genommen. Auf vier Flächen in der Marsch und auf der Geest untersuchte er während der Blühphase die Vielfalt der Insekten. „Die Verdener Frühjahrsblüte ist wegen des extrem langen Blühzeitraums sowie der Lage der Flächen ein überzeugendes Konzept“, lobte der Bienenexperte.
Auf Einladung des Vorsitzenden der Kreisjägerschaft Jürgen Luttmann war Ende April auch Josef Schröer, stellvertretender Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, auf den Feldern des Pilotprojekts „Frühjahrsblüte“ zu Besuch und zeigte sich von der Vegetation und dem Insektenreichtum angetan. Die Zusammenarbeit für das Pilotprojekt zwischen Kersten und der Kreisjägerschaft kann nach einer einstimmigen Empfehlung des Kreis-Umweltausschusses wohl ins zweite Jahr gehen. Die Empfehlung sieht vor, dass die Jägerschaft aus ihrem Hegefonds das Projekt „Frühjahrsblüte“ fördern kann. Damit wird das Blühstreifenpro-gramm ergänzt. Gefördert wird in dieser Ergänzung die Anlage von winterharten Frühblühern, die durch weitere Blühpflanzen ergänzt werden. Das Saatgut muss bis Ende August ausgesät werden, und der Blühstreifen darf erst im Oktober des nächsten Jahres (einjährig) oder des übernächsten Jahres (zweijährig) wieder umgebrochen werden. Der beteiligte Landwirt beziehungsweise die Landwirtin bekommt das Saatgut von der Jägerschaft kostenfrei gestellt und erhält eine Flächenprämie von 650 Euro pro Hektar im ersten und 800 Euro pro Hektar im zweiten Jahr. Auch aus Sicht der Jägerschaft bringt das Projekt zahlreiche Vorteile. „Die Frühjahrsblüte bietet den in der Feldflur lebenden Tieren von Herbst bis in den Sommer Nahrung und Deckung und wird im Frühjahr nicht mehr bearbeitet, um Brut und Aufzucht der Jungtiere nicht zu gefährden. Sie bietet ergänzend den Honigbienen und vielen anderen Insekten schon im zeitigen Frühjahr Nahrung, um die landesweit zurückgehenden Rapsbestände teilweise auszugleichen und zu ergänzen. Die Basis des Saatgutes besteht aus winterharten Frühblühern, die durch weitere Blühpflanzen ergänzt werden“, sagt Luttmann.
Hintergrund des Projekts Frühjahrsblüte ist laut Kersten, dass sich landesweit die Anbaufläche von Raps von 132 000 Hektar (2013) auf 72 000 Hektar im vergangenen Jahr fast halbiert habe. Das sei für Bienen fatal, denn Raps sei eine „perfekte Frühjahrs-Startertracht“ für Insekten. Der Ersatz-Raps wurde erstmals Ende August 2019 ausgesät und bot bis etwa zur Rapsblüte 2020 den Insekten Nahrung. Die Felder bleiben dann bis Ende Juli/August unangetastet und bieten neben Nektar und Pollen für Insekten auch vielen Wildtieren Nahrung. Die Saatmischung Frühjahrsblüte kann per E-Mail an bestellt werden.