Blender Jerusalem – Ein geprüfter und ausgebildeter Jagdhund ist in jedem Revier Vorschrift. „Deswegen bieten wir jährliche Lehrgänge für junge Hunde an“, sagt Ausbilder Peter Münch. Ein bis zwei Mal in der Woche trifft sich eine Gruppe aus Jägern des Hegeringes Wesermarsch, um im Forst von Jerusalem mit ihren Hunden zu trainieren. „Geübt wird eigentlich zuhause“, beschreibt Münch die umfangreiche Ausbildungszeit, bis ein Hund die Praxis erlernt hat.
Peter Münch: „Die Jägerschaft wird derzeit mehr denn je von einer kritischen Öffentlichkeit bei der Ausübung ihres Handwerks beobachtet. Darum hat der Waidgeselle besonderes Augenmerk darauf zu richten, dass dem Wild unnötige Qualen erspart bleiben. Dabei machen der gut ausgebildete Jagdhund und sein sachkundiger Einsatz den verantwortungsbewussten und waidgerechten Jäger aus.“
Ist zum Beispiel einmal ein Wildtier von einem Auto angefahren worden und konnte sich noch von der Unfallstelle entfernen, kommen oft die Hunde zum Einsatz, um eventuell verletzte Tiere aufzuspüren.
Momentan bereiten sich Segelke Niebuhr, Wilhelm Rippe und Reiner Wortmann mit ihren Hunden auf die Herbstzuchtprüfung vor. Vorstehen, Suche sowie Schlepp- und Wasserarbeit stehen zur Prüfung. Ist dieser Lehrgang bestanden, können zusätzliche Prüfungen in den Fächern Schweißarbeit, Simulieren einer Treibjagd und Freiverlorensuche von Federwild abgelegt werden.
Gehorsam, Sitz oder Platz – mit diesen Kommandos fängt der Hundehalter schon sehr früh an. Nach fünf bis sechs Monaten kommt dann auch die Leinenführigkeit dazu. Möchte man sich diesen ganzen Ausbildungsgang ersparen, kann man, wie Heinrich Stradtmann, einen ausgebildeten Hund kaufen. Stradtmann hat sich der Gruppe angeschlossen, um das Gelernte bei seinem Jagdhund der Rasse Deutsch-Kurzhaar zu festigen und um für die nächsten Prüfungen zu trainieren.
Die anderen drei Übungshunde stammen allesamt aus dem Zuchtzwinger von Segelke Niebuhr, haben den Nachnamen „Zwinger vom Blender See“, sind Vollschwestern und mit Eifer bei der Sache.
„Eigentlich üben wir für solche Prüfungen nicht im Hochsommer. Aber durch Corona sind die Frühjahrsprüfungen ausgefallen“, erläutert Peter Münch, der den Hunden immer wieder eine Pause gönnt. „Hunde haben ja keine Schweißdrüsen und müssen Temperaturausgleich durch Hecheln regulieren.“
Münch ist im Jagdgebrauchshundeverein Verden, einem Ausbildungs- und Prüfungsverein für Jagdhunde, im Vorstand und als Ausbilder tätig. Es sind die Bringtreueprüfung (BRT), die Verbandsjugendprüfung (VJP), die Verbandsherbstzuchtprüfung (HZP) und die Verbandsgebrauchsprüfung (VGP), die nach den Richtlinien des Jagdgebrauchshundevereins durchgeführt werden.
Die Übungen machen den Hunden sichtlich Spaß. Dem Außenstehenden kommt es so vor, als wäre es für die Hunde ein Spiel, wenn diese Utensilien durch einen Waldweg zurückbringen sollen. Nichtsdestotrotz ist es auch eine Anstrengung.
Wilhelm Rippe hält seine Hündin am Halsband. Zeigt auf das Apportdummy und schickt seine Hündin mit dem Befehl „Apport“ los. Den Dummy genau im Blick kehrt der Hund ruckzuck zum Herrchen zurück und setzt sich, bis der der Hundeführer ihm das Dummy abnimmt. „Brav gemacht“, sagt Wilhelm Rippe. Ein paar lobende Streicheleinheiten und schon geht’s auf zum nächsten Dummy.
Dann ist Pause. Eine Ration Wasser wird bereitgestellt, aber der Hund nimmt das Angebot an, in den geöffneten Kofferraum des Autos zu springen. Dort ruht er sich aus, bis die Vierbeiner zur nächsten Trainingseinheit gerufen werden. Die Übungen muss der Halter täglich wiederholen, bis die Abläufe quasi zur Gewohnheit werden.
Dass Jagdhunde zu mehr als 90 Prozent auch Familienhunde sind, bestätigen alle anwesenden Jagdgenossen, wobei Segelke Niebuhr auch noch sehr erfolgreich Hunde züchtet. ha