Samtgemeinde – Immer wieder werden in den Revieren derSamtgemeinde Hochsitze, Fallen, Ansitzleitern oder andere für die Jagd nötige Dinge zerstört oder sogar gestohlen. So beklagt Jagdpächter Andreas Kühn in den letzten Wochen gleich die massive Beschädigung von zwei Fallen sowie im letzten Sommer die eines kompletten Hochsitzes im Bereich Ahsen-Oetzen. Auch in anderen Orten hat es ähnliche Vorfälle gegeben, bekannt ist dabei unter anderem Vandalismus dieser Art in Holtorf-Lunsen-Werder oder in Horstedt. Auch in Emtinghausen hat es vor einigen Tagen einen solchen Vorfall größeren Ausmaßes gegeben (wir berichteten) – und das nicht zum ersten Mal.
Die Täter sind in den meisten Fällen nicht bekannt. In der Jägerschaft herrscht die Annahme vor, dass es sich um militante Tierschützer handelt. Denn die meisten Objekte liegen dermaßen abseits und versteckt, dass sich hierhin kaum gelangweilte Jugendliche, die sich austoben wollen, verirren.
Jagdpächter Dettmar Frese aus Werder kann diese Zerstörungswut aus vermeintlichem Tierschutz absolut nicht verstehen.
Er erklärt: „Die Jagd mit Fallen ist ein wesentlicher Bestandteil des Prädationsmanagements im Landkreis. Prädatoren sind in diesem Fall Beutegreifer, die das Niederwild, auch deren Brut und Gelege, fressen. Zu diesen Beutegreifern gehören beispielsweise Dachs, Waschbär, Fuchs, Iltis, Marder, Marderhund und einige mehr. Darunter sind auch invasive Arten ohne natürliche Feinde, die ursprünglich gar nicht von hier, sondern meist von anderen Kontinenten stammen.“
Frese weiter: „Und genau diese Prädatoren richten einen Riesenschaden in der heimischen Fauna an. Alle Bodenbrüterarten in unserer Wesermarsch sind davon betroffen, ob Kiebitz, Rebhuhn, Fasan, Feldlerche und weitere Wiesenvögel aber auch Hasen, Kaninchen und andere. Deren Population steht durch die Räuberei teilweise vor der Ausrottung in unserer Region. Und darum werden wir Jäger tätig. Wir töten die sogenannten Raubsäuger nicht aus Vergnügen, sondern weil wir dadurch an anderer Stelle viel Leben erhalten.“
Frese ist zudem folgender Aspekt wichtig: „Die Jäger bejagen nicht nur Beutegreifer. Sie sorgen auch in Zusammenarbeit mit den Landwirten für die Anlage von Blühflächen mit dem Fokus auf Bienen und Biotopen für Nahrungsangebote und Lebensraum für wildlebende Arten.“
Er weiß aber auch: „Allein die Anlage von Blühwiesen reicht nicht aus, um hier volle Wirkung zu erzielen. Das Prädatorenmanagement hat sich bewährt. Gerade hat man in unmittelbarer Nähe, im Bremer Blockland, damit sehr gute Erfahrungen gemacht.“
Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, meint zu diesem Thema: „Wenn wir die heimische Art erhalten wollen, gibt es nur zwei Stellschrauben: Lebensräume erhalten, ausbauen und qualitativ verbessern sowie Fressfeinde reduzieren.“
Dettmar Frese weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Zeit, in der die Beutetiere mit Schlagfallen getötet wurden – mitunter auf qualvolle Weise – längst Vergangenheit ist. Zum Einsatz kommen heutzutage elektronisch-digital bestückte Lebendfallen, die umgehend über eine App an den Jagdpächter oder andere Waidgenossen des Reviers melden, dass ein Tier gefangen wurde. Falls nötig werde das Tier dann fachgerecht getötet. Durch diese modernen Fallen sei auch sichergestellt, dass Haustiere wie Hunde oder Katzen, die sich in diese Fallen verirrt haben, sofort befreit werden.
Die aufwendige Technik in den Fallen sorgt auch dafür, dass diese entsprechend teuer sind – von 500 bis zu 1000 Euro. Dettmar Frese: „Die Fallen werden von den jeweiligen Jägern angeschafft. Dafür gibt es zwar Zuschüsse aus dem Verdener Hegefonds, doch die finanziellen Verluste sind dennoch erheblich.“
Dettmar Frese ist sauer: „Ich akzeptiere, dass es Menschen gibt, die etwas gegen die Jagd haben. Aber dass selbsternannte Naturschutz-Ranger das Eigentum anderer Leute zerstören, ist schlichtweg kriminell. Wenn es diesen Zeitgenossen um den Tierschutz ginge, könnten sie auch einen Stein vor die Falle legen oder die Klappe einfach schließen. Dafür braucht man nicht die Elektronik demolieren.“
Dettmar Frese abschließend: „Oftmals wird vergessen, dass die Jägerschaft eine anerkannte Naturschutzorganisation wie der Nabu oder andere ist. Auch beim Nabu hat sich inzwischen die Erkenntnis durchsetzt, dass Prädationsmanagement zwar nicht die einzige, aber dennoch eine unverzichtbare Maßnahme für den Schutz bedrohter heimischer Arten ist.“
Und weiter: „Die Jägerschaft wird künftig verstärkt die Augen offen halten, um so diesen Gesetzesbrechern auf die Schliche zu kommen. Ich stehe natürlich jedem am Thema Interessierten für ein Gespräch zur Verfügung. Das gilt sicher auch für meine Jagdpächterkollegen.“ sp