Emtinghausen – Der Transformatorturm an der Dorfstraße in Emtinghausen hat für seinen eigentlichen Zweck schon seit mehr als 20 Jahren ausgedient. Die Transformatorenstation wurde entfernt, und der Turm blieb seitdem ungenutzt.
In Zukunft soll er Brut- und Lebensraum für Wild- und Singvögel, Fledermäuse und Insekten bieten und so einen Teil zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen.
Eine Initiative der Emtinghauser Jägerschaft hat sich dieses Ziel gesetzt. Neben dem Schutz heimischer Vogelarten gehört das Aufstellen eines Wildbienenhotels als Lebensraum für Insekten zum Plan. Durch Infotafeln rund um und im Turm sollen Interessierte außerdem mit passenden Informationen versorgt werden.
Inspiriert wurde das Projekt durch einen Zeitungsartikel über die Umgestaltung des Transformatorturms in Schwarme. Imke Westermann-Oehmen von der Jägerschaft beschloss gemeinsam mit dem Emtinghauser Bürgermeister Gerold Bremer, die Initiative „Emhuser Trafoturm“ ins Leben zu rufen. Bremer hatte vor rund 20 Jahren den Trafoturm auf seinem Grundstück für den symbolischen Preis von einem Euro erworben, wie er auf Nachfrage erläuterte.
Seit 1999 ist der Turm bereits das Zuhause einiger Schleiereulen. Der Emtinghauser Harald Hemmje hat vor 22 Jahren einen Eulenkasten aufgehängt, der es den Tieren ermöglichte, aus einem Korngebläse in den Trafoturm umzusiedeln. Auch für Fledermäuse wurde bereits ein Kasten angebracht. Diese Kästen sollen, wenn möglich, erhalten bleiben. Wo es nötig ist, werden sie erneuert und um weitere Nistkästen für heimische Vogelarten ergänzt.
Nach erfolgreichem Antrag und Zusage der Jägerschaft Verden zur Bereitstellung von neun Nistkästen und einem Wildbienenhotel wurden die ersten Kästen von den Emtinghauser Jägern bereits angebracht. Sie sind auch schon „bewohnt“ – ein erster Erfolg der Initiative.
Sobald es etwas wärmer ist, wird noch im Frühjahr das Wildbienenhotel aufgestellt. Dazu haben sich Imke Westermann-Oehmen und die Leiterin des Emtinghauser Kindergartens, Donia-Luisa Remer, bereits ausgetauscht. Sie fänden es toll, wenn das Aufstellen des Bienenhotels von den Kindern begleitet würde. Diese könnten dann viel Neues über heimische Vögel und Insekten dazulernen und einen direkten Bezug zu deren Lebensraum bekommen.
Die in einem nächsten Schritt geplanten Infotafeln beschreiben die Umwandlung des Trafoturms und liefern Einzelheiten über heimische Vögel, Insekten und Wildtiere.
Im Herbst, wenn die Nistzeit beendet ist, werden gemäss der Planungen mehrere Böden in den Turm gezogen. Sie erleichtern die Säuberung der Nistkästen und verhindern eine Verschmutzung durch die Eulen, berichtet Imke Westermann-Oehmen weiter. Zudem könne man irgendwann auch im Erdgeschoss des Turms noch Platz für Informationen und Besucher schaffen.
Aktuell bieten die Nistkästen potenziellen Wohnraum für Kohl- und Blaumeise, Garten- und Hausrotschwanz, Kleiber, Rotkehlchen, Feld-und Haussperling, Schleiereulen und Fledermäuse. Welche Arten am Ende noch einziehen, bleibt abzuwarten. Im nächsten Jahr soll zusätzlich ein Nistkasten für Turmfalken angebracht werden. Diese Art baut selber keine Nester und ist auf Brutgelegenheiten angewiesen, um seine Jungen groß zu ziehen.
Wenn sich alles gut entwickelt, möchte die Emtinhauserin auf dem kleinen Gelände im Bodenbereich um den Turm noch Verstecke für Kleintiere und Amphibien schaffen. Außerdem denkt die Jägerschaft daran, vielleicht Live-Kameras im Eulenkasten einzurichten, über die Brut und Aufzucht der Vögel mitzuverfolgen wären.
Als Jägerin und Falknerin setzt Imke Westermann-Oehmen sich auch außerhalb der Initiative für heimische Arten ein. Auf ihrem Hof hat sie gemeinsam mit Sohn Nicklas, der ebenfalls Jäger ist, einen Nistkorb für ein Waldohreulen-Paar aufgehängt, das seit einiger Zeit dort eine Schlafstätte hat. Außerdem gibt es auf dem Hof bereits einen Turmfalkenkasten und mehrere Kästen für Fledermäuse. la/ps