18.01.2023 VAZ: Großer Einsatz für kleines Federvieh

Jägerschaft freut sich über Erfolge beim Rebhuhn-Schutz mit Futterstellen und Fallen

Ein breiter Blühstreifen direkt neben einer dichten Hecke: So sehen ideale Bedingungen für Rebhühner aus, berichten Heinrich (r.) und Jürgen Luttmann in Heins. Fotos: Raczkowski

VON REIKE RACZKOWSKI

Heins – Zwei niedliche Vögel, hübsch gefiedert, stehen an der Futterstelle. Der Tisch ist heute mit appetitlichen Körnern reichlich gedeckt. Doch picken tun die beiden Kameraden nicht. Sie bewegen sich keinen Millimeter vom Fleck. Es sind nämlich Präparate, also ausgestopfte Tiere, die hier für das Foto posieren. Ihre lebenden Kollegen sind nämlich viel zu scheu, um sich der Pressefotografin zu zeigen.

„Diese Hecke hier, die hat unser Vater schon 1990 im Rahmen des Hegebuschprogrammes angelegt“, erzählen Heinrich und Jürgen Luttmann und zeigen die Umgebung rund um die Futterstelle. „Das Gelände hier eignet sich hervorragend für den Rebhuhnschutz. So ein Keil auf einer Ackerfläche, der ist für uns Landwirte ohnehin nicht leicht zu bewirtschaften“, erklärt Heinrich Luttmann und zeigt auf einen großen Blühstreifen am Rande des Ackers. „Mit der dichten Hecke daneben fühlt sich das Rebhuhn hier wohl.“

Die Futterstelle in Heins wird gut angenommen, für das Foto posieren hier aber ausgestopfte Rebhühner Foto: Raczkowski

Der ideale Lebensraum des stark gefährdeten Tieres sei eine kleinräumige und abwechslungsreiche Offenlandnutzung mit dichten Hecken, erklärt Jürgen Luttmann, der Vorsitzende der Jägerschaft Verden. Doch solche Landschaften seien rar geworden. „Hier in diesem Bereich, von Odeweg über Bendingbostel bis Klein Heins, erholt sich der Bestand aber langsam“, berichtet er nicht ohne Stolz. Denn dieser Erfolg sei auch auf die Maßnahmen der Jägerschaft, finanziert durch den Hegefonds, zurückzuführen. Blühstreifen direkt neben Hecken anzulegen, das sei ein hervorragender Weg, um den Rebhühnern, die sich vor allem von Kräutern und Sämereien ernährten, einen Lebensraum zu bieten.

Um die selten gewordenen Tiere noch weiter zu unterstützen, würden durch die Jägerschaft in den Bereichen, wo sich nachweislich Rebhühner angesiedelt hätten, zusätzlich Futterstellen aufgebaut. „Diese stehen in den dichten Hecken, damit sie nicht von Greifvögeln angeflogen werden können“, erklärt Jürgen Luttmann. Besonders in Wintern mit Schnee sei es wichtig, dass die Rebhühner nicht aus der Deckung kommen müssten, um Nahrung zu suchen, denn „auf der weißen Schneedecke sind sie eine leichte Beute.“

„Aus hygienischen Gründen muss der Standort alle paar Wochen verändert werden, damit sich an der Futterstelle keine Parasiten ausbreiten.“ Diese Futterstelle in Heins werde von den Rebhühnern sehr gerne angenommen, berichtet Heinrich Luttmann. „Ich kann sie manchmal von meinem Trecker aus beobachten.“

Doch funktioniere das alles nur, wenn man zeitgleich konsequentes „Prädatorenmanagement“ im Bereich der Rebhuhn-Habitate betreibe, erklärt Jürgen Luttmann. Was das bedeutet, zeigt er sogleich. In unmittelbarer Umgebung der Hecke gibt es eine Fuchsfalle. Schnappt sie zu, bekommt der Revierverantwortliche eine Nachricht auf sein Handy. „Ich mache mich dann sofort auf den Weg, damit das Tier nicht unnötig lange in der Falle sitzt.“ Der gefangene Fuchs wird dann erschossen. „Dabei fühle ich mich auch nicht toll, das können sie mir glauben.“ Aber so ein Futterplatz sei für den Fuchs wie ein gedeckter Tisch und der Rebhuhnbestand könne sich nur erholen, wenn die Fressfeinde des Federviehs bejagt würden.