VON HEINER ALBRECHT
Wulmstorf – Mit einem kräftigen Waidmannsheil begrüßte jetzt Hegeringleiter Ralf Radeke das Drohnen-Kitzrettungs-Team des Hegerings Wesermarsch zu Abschlussveranstaltung und Bilanz der Jungtierwildrettung. Der Abend im Dörphus Wulmstorf hatte auch den Charakter eines Dankeschöns an die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Dazu waren noch einige Gönner und Spender sowie Vertreter der Kreisjägerschaft anwesend.
Vom 29. April bis in den späten Juni hinein war das Team unterwegs, wenn es die Landwirte vor Beginn der Mahd anforderten. „Das war verhältnismäßig früh im Frühjahr. Darauf waren wir noch gar nicht ganz vorbereitet“, sagte der Leiter des Rettungsteams, Ralf Radeke, und zeigte ein Foto von einem aufgespürten Kitz, das sich auch auf einer Postkarte gut machen würde und vor dem Mähtod gerettet werden konnte. Für die Mannschaft hieß es: früh morgens aus den Federn. Denn nur so lassen sich die Kitze mit den zwei hochauflösenden Wärmebilddrohnen auch finden.
Am 16. Mai hatte das Team die zweite leistungsstärkere Drohne in Betrieb genommen. Reichen die neun Akkus von der alten Drohne rund drei Stunden, hat die neue sieben Akkus an Bord, mit jeweils 30 Minuten Flugdauer. Wenn das nicht langt, steht ein Generator zum Aufladen bereit.
Radeke belegte die 73 Einsätze an 37 Tagen anhand einer Präsentation. Insgesamt wurden weit über 600 Hektar abgeflogen. Dabei spürten die Drohnen 116 Kitze auf. Das Team sicherte 73 Tiere, das bedeutet: Sie wurden in der Nähe des Fundortes mähsicher abgelegt. 43 Kitze waren schon so mobil, dass sie bei Herannahen der Retter die Flucht ergriffen. „Das machen sie auch, wenn der Trecker mit dem Mähwerk kommt“, sagte Radeke.
Außerdem fand man vier Gelege von Fasanen. Diese wurden markiert und es wurde drumherum gemäht. Ein Gelege musste allerdings entnommen werden. Die Eier brütete die Hühnerglucke eines Jagdgenossen erfolgreich aus. Die Tiere werden im Herbst ausgewildert.
Immer mehr Landwirte kommen laut Hegering ihrer tierschutzrechtlichen Verpflichtung nach und melden sich bei den örtlichen Jagdpächtern. Die Jägerschaft im Landkreis kann Landwirte darin unterstützen, unnötiges Leid von Wildtieren zu vermeiden. Gleichwohl wünscht sich Jürgen Luttmann von der Kreisjägerschaft noch mehr Kommunikation zwischen Landwirt und Jäger. „Es gibt da noch viel zu tun“, sagte Luttmann. Er berichtete von fast doppelt so vielen geretteten Kitzen in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr: 2022 waren es bei 156 Einsätzen auf rund 1 600 Hektar 322 Kitze. In diesem Jahr gab es 266 Einsätze auf 3 500 Hektar und 615 gerettete Jungtiere. „Die Zahlen sind aber noch nicht endgültig“, so Luttmann über die Vorläufigkeit der Kreisdaten.
Das Engagement bedeute für die Ehrenamtlichen eine enorme Einsatzbereitschaft, hieß es. „Arbeitnehmer können nicht mal eben so in den morgendlichen Einsatz, der sich von rund 5 bis 8, 9 Uhr hinzieht. Dann sind viele schon auf der Arbeit“, sagte Radeke. Er kann sich aber auf rüstige Rentner verlassen, die auch bei kurzfristigen Einsätzen helfen. Die Mannschaft des Hegerings sucht weitere Helferinnen und Helfer. Radeke sieht dabei aber auch die Landwirte in der Pflicht, vom Boden aus mit von der Partie zu sein.
Die Einsatzteams des Hegerings Wesermarsch waren außer im eigenen Gebiet auch im Hegering Thedinghausen, Teilen von Magelsen, Eissel und Hutbergen unterwegs. Deshalb hatte sich das Team zur Abschlussbesprechung auch den Abend mit Grillgut und Getränken redlich verdient.