Von: Ronald Klee
Verden – Wolf und Mensch rücken sich immer mehr auf die Pelle. Dass sie sich in einem dicht besiedelten Landkreis wie Verden schnell ins Gehege kommen, in dem der Naturraum für das wilde Tier begrenzt ist, scheint unvermeidlich. Nach Wegen aus der stark mit Emotionen belasteten „Wolfsproblematik“ suchten die Naturschutzpolitiker des Kreistags in ihrem Fachausschuss. Mit einer Resolution, die mehr Kompetenz zum Handeln für die Landkreise fordert, wollen CDU- und SPD-Fraktion den Zielen der „Uelzener Erklärung“ Nachdruck verleihen.
Wie stark die Ängste sind, die die Anwesenheit des Raubtiers in der Region auslöst, machten nicht zuletzt die Rednerinnen in der Bürgerfragestunde deutlich. Die Bedrohung für Weidetiere der Landwirtschaft und die Menschen, die auf Feld und Flur Erholung oder Betätigung suchen, hatte aber auch die Kreispolitiker auf den Plan gerufen. Die beiden stärksten Fraktionen streben an, dass sich der Kreistag darauf einigt, dass dem Landkreis die Möglichkeit gegeben werden soll, einzugreifen und selbst Abschusspläne aufstellen zu können. Dieser Stoßrichtung der „Uelzener Erklärung“ zur Wolfsproblematik solle sich der Kreistag anschließen. Ziel sei auch die „Entnahme“ von sogenannten Problemwölfen von der Unteren Naturschutzbehörde in Absprache mit der Unteren Jagdbehörde zu ermöglichen.
„Wir müssen uns beim Wolf Respekt verschaffen“
Wilhelm Hogrefe, CDU Fraktion
„Wir müssen uns beim Wolf Respekt verschaffen“, war ein Argument, mit dem der Fraktionsvorsitzende der CDU, Wilhelm Hogrefe, sich für die Erklärung des Kreistags starkt machte. Die Hoffnung, den Wolf quasi durch Erziehung auf Distanz zu halten und so ein friedliches Zusammenleben auf dem begrenzten Raum zu ermöglichen, hegten nicht nur die Antragsteller von SPD und CDU. Auch Dr. Elisabeth Böse (Grüne) setzte sich dafür ein. Sie hatte dabei die Interessen der Landwirtschaft im Blick: „Die Weidehaltung von Tieren muss erhalten bleiben“, forderte sie.
Dass der Schutz der Weidetiere mit Zäunen nicht zu einer Lösung führen wird. versuchte der Vertreter der Jägerschaft, Jürgen Luttmann, vor Augen zu führen. Um alle Tiere wirksam vor den Angriffen zu bewahren, würden nach Hochrechnungen Investitionen von 2,2 Milliarden Euro nötig und die Landschaft von mannshohen Zäunen geprägt, erklärte er. „Die technische Lösung wird nicht ausreichen“, war denn auch die Ansicht von Carsten Puvogel. Das beratende Ausschussmitglied verwies darauf, dass die Koexistenz von Wolf und Mensch in Skandinavien mit einem Bestandsmanagement funktioniere. Er setzte auch darauf, den Wolf auf diesem Wege an die Distanz zum Menschen zu gewöhnen.
Das war das Stichwort für Fachdienstleiterin Silke Brünn. Sie wies darauf hin, dass es im Kreisgebiet kein realistisches Bild über Besiedelung und Aktivitäten von Einzeltieren und Rudeln gebe. Risse und Begegnungen würden kaum gemeldet. Brünn appellierte an die Bevölkerung diese Ereignisse zu melden, damit sie sich zu einem klareren Bild verdichten und auch wo nötig Reaktionen möglich machen.
Landrat Peter Bohlmann unterstützte das Argument und berichtete, dass sich offenbar die Wolfsaktivitäten auf die Gemeinden Kirchlinteln, Dörverden und Ottersberg konzentrieren und dort entsprechend zu Verunsicherungen führen, wie sie der Abgeordnete Günter Lühning (CDU) von Otersen beschreiben hatte. Betrachte man aber den Landkreis insgesamt, sei die Belastung eher gering. Das habe mit der Geografie zu tun. Die Flüsse würden die Bewegungsfreiheit der Tiere begrenzen.
Aber auch mit der Bejagung der Wölfe seien Übergriffe auf Nutztiere nicht zu verhindern, warnte Jürgen Luttmann. Das werde sich nur vermeiden lassen, wenn der Wolf wieder ausgerottet wird, aber das sei nicht das Bestreben der Jäger. Luttmann setzte sich also für ein regional differenziertes Bestandsmanagement ein.
Eine gewisse Skepsis in bezug auf die Wirksamkeit der Resolution brachte Ehler Lohmann (Grüne) zum Ausdruck. Optimistischer war Hella Bachmann (CDU), die zuimindest einen kleinen Schritt in die richtige Richtung darin erkannte.
Der Ausschuss überließ es dann aber dem Kreisausschuss, nach den vielen Aspekten den konkreten Text für die Erklärung festzulegen. Bis zur Sitzung Anfang Dezember bietet sich so noch die Gelegenheit mit Jägern, Landwirtschaft und anderen Betroffenen zu sprechen. Die Verabschiedung könne dann am 8. Dezember der Kreistag vornehmen.