HEINER ALBRECHT
Intschede – „In der heutigen Zeit unterliegen bis auf ganz kleine Restflächen, sogenannte Naturlandschaften, alle Landschaftsformen einer menschlichen Nutzung. Um in diesen Kulturlandschaften eine Lebensraumvielfalt zu erhalten, bedarf es unserer Unterstützung“, erklärt der Vorsitzende der Jägerschaft Verden Jürgen Luttmann. Nisthöhlen seien eine nachgewiesene Möglichkeit, die Lebensbedingungen vieler heimischer Vogelarten zu verbessern. Zehn dieser Nistkästen haben Naturschützer jetzt bei Intschede nahe der Weser aufgehängt.
Luttmann und Wesermarsch-Hegeringleiter Ralf Radeke waren dabei, als Sascha Feldmann und Michael Meyer aus dem Intscheder Revier die Bauten an geeigneten Stellen wie Bäumen anbrachten. „Dabei müssen wir schon darauf achten, dass zum Beispiel Hecken in der Nähe sind“, sagt Michael Meyer. „Hecken sind ideale Begleiter für unsere kleinen Vögel, die Nahrung und Schutz bieten“, fügt Meyer hinzu.
Den Schwerpunkt des Programms bildet das Aufhängen von Nisthilfen für Kleinvogelarten mit einem oder drei unterschiedlichen Fluglochgrößen. Die kleineren Löcher erlauben nur den Zugang für Kleinmeisen wie Blau-, Sumpf-, Tannen- und Haubenmeisen.
Luttmann zeigt eines der Nistkastenexemplare – der obere Jagdherr im Landkreis Verden ist sichtlich stolz darauf, dass seit Auflegung des Programms im Hegefonds im Jahr 2011 bis jetzt rund 2000 Nisthöhlen installiert wurden. Natürliche Insektenbekämpfer nicht nur draußen in der Natur, sondern auch im eigenen Garten leisten bei geeigneten Nistkästen einen sehr großen Beitrag zur Erhaltung der Singvögel. Ralf Radeke nennt da den Schwammspinner, Eichenwickler und andere Schadinsekten, die so eben reduziert werden. Luttmann wartet diesbezüglich noch mit ganz anderen Zahlen auf: „Ein einziges Meisenpaar mit Nachkommen vertilgt zum Beispiel pro Jahr etwa 70000 Raupen und 20 Millionen Insekten“, macht er eindrucksvoll deutlich.
Die verwendeten Nisthilfen bestehen aus hochwertigem Holzbeton und sind somit widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse. Außerdem sind sie so konstruiert, dass Spechte oder Beutegreifer und Waschbären nicht zum Nest vordringen können. Dass das von besonderer Bedeutung ist, hätten Erfahrungen der zurückliegenden Jahre gezeigt – deswegen hat sich die Jägerschaft in Intschede für dieses Modell entschieden.
Aber warum gleich drei Einfluglöcher in einem Vogelhäuschen? Dies erklärt Jürgen Luttmann damit, dass einige Vögel es einfach etwas heller im Kasten haben wollen. „Das haben die Erfahrungen gezeigt und der Hersteller bietet das so an“, erklärt Luttmann. Der große Erfolg und höchste Belegungsquoten sind über viele Jahre belegt. Damit kommen wieder Michael Meyer und Sascha Feldmann ins Spiel. Das Aufhängen der Kästen ist das Eine. Das Andere ist die viel zeitintensivere Pflege und Überprüfung der Nisthilfen. Das ist jährlich notwendig, oft sogar mehrfach. Spätestens am Ende des Winters müssen die Nistkästen auf jeden Fall kontrolliert und gereinigt werden. Passt der Standort mit einer wetterabgeneigten Seite in südöstlicher Ausrichtung, dann ist in der Vergangenheit auch etwas passiert im Nest, wissen die Experten.
Im Revier Intschede wurden in den vergangenen 15 Jahren rund 100 Nistkästen aufgehängt. „Einige sind in der Zeit schon abgängig, aber die meisten wurden mit sehr großem Erfolg bebrütet“, sagt Michael Meyer und ist stolz darauf, was seine Kollegen vorher hier in der Wesermarsch geleistet haben.
Fledermauskästen gibt es im Bereich der Weser in Intschede auch schon einige. „Wir beobachten immer wieder Fledermäuse und haben, weil wir jetzt die Hebebühne im Einsatz haben, gleich einige Fledermauskästen mit aufgehängt“, berichtet Michael Meyer und freut sich, mit seinem Kumpel Sascha Feldmann einen guten Unterstützer zu haben, um die Arbeit letztendlich an einem Vormittag erledigen zu können.
Geld für dieses Hegefondprogramm kommt von der „Mensch und Schöpfung – Otto und Therese Stumpf Stiftung“. Sie finanziert zudem weitere Vorhaben der Kreisjägerschaft Verden in ähnlicher Form in den nächsten drei Jahren. „Es ist eine bayrische Stiftung, die ausnahmsweise auch sehr gute Naturschutzprojekte außerhalb Bayerns unterstützt“, freut sich Radeke.