ACHIM – Mit blauen Reflektoren versuchen die Jäger im Revier Achim-Geest (Borstel) die Unfallzahlen zu senken. Aus diesem Grund haben sie auf der 2,8 Kilometer langen Strecke der L156 vom Achimer Industriegebiet bis Bassen die Begrenzungspfähle mit blauen Wildwarn-Reflektoren ausgerüstet, teilt Hartmut Bleckwenn, Jagdausübungsberechtigter des Reviers, mit.
Die Reflektoren streuen beim Anstrahlen mit Scheinwerferlicht blaue Lichtblitze in den Straßen-Seitenraum. „Blaues Licht wirkt auf Wildtiere abschreckend und alarmierend, da diese Farbe in der Natur sonst kaum zu finden ist“, sagt Bleckwenn.
Auf besagter Strecke gibt es ihm zufolge seit Jahren ungewöhnlich viele Unfälle, vor allen Dingen mit Rehwild. „Diese passieren vorwiegend nachts, weil dann die Tiere unvermittelt vor den Fahrzeugen auftauchen.“
Die Revierverhältnisse in dem Bereich seien zudem denkbar ungünstig. „Auf der einen Seite der Straße liegen mit den Getreideäckern als Deckung sozusagen die Schlafzimmer, während die Wiesen auf der anderen Seite die Esszimmer darstellen. Das Wild hat also während seiner Äsungsperioden mehrmals am Tag den Drang, auf die andere Seite zu wechseln.“ Bei der Brunft Ende Juli/Anfang August sei der Wechsel noch extremer.
Für die Jagdpächter bedeute jeder Unfall auch einen finanziellen Verlust, da das Wildbret durch Anrechnung des Unfallwildes auf die Abschussvorgaben der Jagdbehörde verloren ist. „Da die Nachfrage nach Wildfleisch, unbestritten ein ökologisch unbedenkliches Lebensmittel, ständig steigt, kann diese oftmals nicht befriedigt werden.“
Den schwersten Unfall hatte das Revier im Herbst vergangenen Jahres mit einem Damhirsch zu beklagen, der nachts von einem Polizeiwagen im Einsatz mit entsprechend hoher Geschwindigkeit gerammt worden war, wie Bleckwenn sagt. Der Schaden am Fahrzeug solle mehr als 5000 Euro betragen haben.
Der Einsatz der Reflektoren sei kein Novum. Aber die Reviere in der Umgebung hätten bereits gute Erfahrungen damit gemacht, sagen Bleckwenn und seine Mitstreiter. Sie hoffen, die Autofahrer zu sensibilisieren und dazu zu bewegen, das Tempolimit von 70 Kilometer pro Stunde in diesem Teil der Landesstraße 156 einzuhalten.
Sollte es dennoch zu einem Wildwechsel vor der eigenen Motorhaube kommen, raten die Jäger, auf keinen Fall auszuweichen, da solche Manöver in der Regel zu schweren Unfällen führten. Nach einem Zusammenstoß muss die Polizei benachrichtigt werden, die wiederum versucht, die Revierpächter zu verständigen. Diese entsorgen entweder das getötete Wild oder leiten anderenfalls die nötige Nachsuche mit einem dafür ausgebildeten Hund ein. Die Jäger dürfen auch die für die Versicherung nötige Unfallbescheinigung ausstellen, erklärt Bleckwenn.
Die VGH-Vertretung Burghard Borm unterstützte diese Aktivität der Jäger mit einer Spende für deren Jagdkasse und hofft, dass die Wildunfälle und somit Sach- und Personenschäden reduziert werden können. – sb