VON PETRA HOLTHUSEN
Fischerhude – Auf einer Weide in der Fischerhuder Bredenau sind drei Lämmer gerissen worden, möglicherweise durch einen Wolf. Ein viertes Jungtier aus der Schafherde wird vermisst. Das bestätigt Wolfgang Mohr. Der Quelkhorner ist für den Norden des Landkreises Obmann der Jägerschaft für Wolfsfragen und angehender ehrenamtlicher Wolfsberater des Landes Niedersachsen.
In dieser Funktion hat Mohr, der gerade seine Ausbildung zum Wolfsberater abschließt, den nächtlichen Nutztierriss Anfang der Woche für das Wolfsbüro beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz protokolliert und DNA-Proben eingeschickt. Mit dem genetischen Material, das Mohr an den Kadavern der gerissenen Lämmer sichergestellt hat, kann der Beutegreifer zweifelsfrei bestimmt werden.
Das wird ein paar Wochen dauern, meint Mohr. Sollte es sich um einen Wolf handeln, könnte diesem durch den gentechnischen Beweis auch eine genaue Identität zugeordnet werden, was wiederum Aufschluss geben würde über Abstammung, Herkunft und Wanderroute. An der Sammlung und Sichtung genau solcher Daten, die Rückschlüsse auf Wanderungsbewegungen von Rudeln und Einzelgängern, territoriale Verschiebungen oder möglicherweise neue Rudelbildungen zulassen, liegt nach Worten von Mohr das große Interesse des Wolfsbüros.
In Niedersachsen wird seit 2011 die Rückkehr der konfliktträchtigen Wildtierart Wolf durch die Landesjägerschaft Niedersachsen wissenschaftlich dokumentiert. Die Landesjägerschaft wurde vom Land Niedersachsen offiziell mit dem Wolfsmonitoring beauftragt. Dieses schafft die Datengrundlage für das Wolfsmanagement, das ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier gewährleisten soll.
Dass wandernde Wölfe auch mal Fischerhude durchkreuzen, sei nichts Neues, sagt Wolfgang Mohr. Gemeldete Sichtungen habe es aber lange keine gegeben, einen bestätigten Wolfsriss zuletzt vor zwei Jahren in Ebbensiek. Den Nutztierriss diese Woche in den Bredenau habe er protokolliert: „Jetzt warte ich gespannt auf das Ergebnis, ob es ein Wolf war“, so Mohr. Allerdings sei ihm kein anderer Beutegreifer bekannt, der in der Lage wäre, ein Lamm ganz aufzufressen. Hinweise auf wildernde Hunde gebe es in der Gegend auch keine, ergänzt der Quelkhorner.
Auf eine Entschädigungszahlung könne der Schäfer aber selbst bei einem bestätigten Wolfsriss in seinem Fall nicht hoffen – mangels Schutzvorrichtungen für seine Tiere. Über die Installation eines Wolfszauns für den Herdenschutz wolle der Schäfer aber jetzt nachdenken, weiß Mohr, der als Wolfsberater die Nutztierhalter in diesen Dingen berät.
Weitere Infos: www.wolfsmonitoring.com