Verden – Einer langen Tradition folgend wurde am Sonntagabend die Hubertusmesse im Dom zu Verden gefeiert. Das Gotteshaus war fast bis auf den letzten Platz gefüllt und ganz besonders geschmückt: Vor dem Altar hatte die Vereinigung der Jäger im Landkreis Verden ein großes Hirschgeweih samt Schädel aufgestellt, umgeben von Tierpräparaten und herbstlich gefärbtem Eichenlaub.
Neben der Orgelbegleitung gestaltete das Bläserkorps der Kreisjägerschaft Verden von der Empore vor der Orgel aus sowie die Parforcehorn-Formation „bien aller“ stimmgewaltig vom Altar aus den von Pastor Dieter Sogorski geleiteten feierlichen Gottesdienst. Hier waren Nachempfindungen von Glocken ein besonders beeindruckendes Hörerlebnis.
Wie der Vorsitzende der Jägerschaft Verden, Jürgen Luttmann, zu Beginn der Messe erläuterte, muss Hubertus von Lüttich, der später der Legende nach zum Heiligen Hubertus wurde, zunächst einmal ein rechter Lebemann gewesen sein. Er habe viel getrunken, ausufernd gefeiert und sich als leidenschaftlicher Jäger rücksichts- und maßlos verhalten. Doch das habe sich schlagartig verändert, nachdem ihm eines Tages auf der Pirsch ein riesiger Hirsch aus dem Dickicht entgegengetreten war, in dessen Geweih ein großes Kreuz leuchtete. Hubertus habe dies als göttlichen Fingerzeig erkannt und gelobt, fortan ein christliches Leben zu führen, waidmännisch zu jagen, und so Gott und alle Geschöpfe zu ehren.
Es ist Auftrag der Jägerschaft hinzuschauen, Rückschlüsse zu ziehen und sich zum Wohle der Natur um deren Belange zu kümmern
Jürgen Luttmann
So jedenfalls soll es sich der Legende nach zugetragen haben, als um 700 n. Chr. aus Hubertus von Lüttich der Heilige Hubertus wurde, der seitdem als Schutzpatron der Jäger und Förster gilt. Luttmann betonte, dass für die Jäger mitnichten der Jagderfolg an erster Stelle stehe. Vielmehr sei es Auftrag der Jägerschaft hinzuschauen, Rückschlüsse zu ziehen und sich zum Wohle der Natur um deren Belange zu kümmern.
Im Lichte der biblischen Geschichte von der Arche Noah stellte auch Raphael Knoop vom Kirchenvorstand in der biblischen Schriftlesung dar, wie schwer es Menschen fällt, ihr „Leben so auszurichten, dass es die Lebenschancen anderer nicht einschränkt“.
Knoop machte klar, wie bedroht die Natur ist – und zwar durch den Menschen. Denn wenn in der Erzählung von Noahs Arche die Flut als von Gott geschickt erscheint, so ist sie im Grunde doch als Folge des zerstörerischen Potentials der Menschheit anzusehen. Pastor Sogorski erinnerte zudem sinngemäß in seiner Predigt daran, dass „Gott nicht eingreift, indem er alles regelt, sondern appellierte an die Eigenverantwortung eines jeden Menschen. Auch diejenigen Menschen, die mit der Jagd verbunden sind, seien in solche Verantwortung gestellt – „für die Tierwelt, für Wald und Flur“.
Sogorski sprach davon, wie Gott den Menschen aus einem Tonklumpen erschaffen und wie er ihm Leben eingehaucht habe. Er beschrieb außerdem die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Menschen und stellte die Frage, ob auch Tiere eine Seele hätten und wenn ja, woran diese festzumachen sei? „Ich frage mich, wie es möglich sein konnte, dass mir selbst ein Hund so sehr ans Herz gewachsen war? Er hat mich 15 Jahre begleitet, aber es war doch bloß ein Hund.“ Fragen und Aussagen, die die Anwesenden nachdenklich gestimmt haben dürften und mit denen der Dompfarrer eindrucksvoll einen Bogen von den Ursprüngen der Schöpfung auf den heutigen Alltag spannte.
Diese Gedanken und die Stimmung der musikalisch überaus beeindruckenden Hubertusmesse konnten die Besucher dann mit in den Sonntagabend nehmen, nachdem sie zum Abschluss reichlich Beifall für die beeindruckende Leistung der Musiker gespendet hatten.
Im Vorfeld der Hubertusmesse hatten die Bläsergruppen Fischerhude-West und Allerort die Besucher mit jagdlichen Klängen empfangen und musikalisch auf die liturgische Feier eingestimmt. Es konnten außerdem verschiedene Jagdhunderassen in Augenschein genommen werden und das Info-Mobil der Jägerschaft mit jagdlich und naturrelevanten Themen an „Bord“, war ebenfalls vor Ort. nie
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