19.12.2024 VAZ: „Hochansteckend“

Diese Aufnahme eines offenbar räudigen Marderhundes machte eine Wildkamera in Achim Geest. Foto: Jägerschaft

Achim – Der „räudige Hund“ ist den Menschen eher als Beleidigung geläufig. Wer nun den Schnappschuss betrachtet, den eine Wildkamera in Achim-Borstel machte, der weiß sofort, warum sich hinter dem Begriff keine Nettigkeit verbindet. Klar zu erkennen: Räude, eine parasitäre Erkrankung, macht hässlich.

Die Aufnahme zeigt einen Marderhund, der durch das Gras streift, im Maul ein offenbar erbeutetes Tier. An Kopf und Nackenpartie ist der Allesfresser von dichtem Fell bedeckt. Am Hinterteil aber ist klar eine große kahle Stelle zu erkennen. Für die wiederum, so vermutet ein Jäger, ist die Räude verantwortlich. Die Krankheit gilt als hochansteckend und kann auch auf Hunde übergehen. Das ist der Grund, weshalb die Jäger sich an die Öffentlichkeit wenden. Denn meldepflichtig, etwa beim Veterinäramt, ist die Räude nicht.

Nachfragen bei der Kreisjägerschaft ergaben, dass die Räude offenbar auf den Bereich Achim Geest beschränkt es. Das Revier erstreckt sich, grob umrissen, auf Flächen links und rechts der Borsteler Hauptstraße nördlich der Autobahn, und auch der L 156 in Richtung Bassen. Dort gehen Hundehalter gerne mit ihren Vierbeinern spazieren.

Vor zwei Jahren habe es den einen oder anderen Räudefall bei Füchsen in Kirchlinteln gegeben, erinnert sich Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Aktuell sei ihm von einem weiteren Auftreten im Landkreis Verden nichts bekannt, fügt er hinzu.

Das bestätigt auch Kreisjägermeister Hilmer Kruse. „Man muss daraus kein Seuchengeschehen machen“, beruhigt er. Ein Hinweis an Hundehalte sei aber sicherlich gerechtfertigt. Die Jäger raten dazu, die Tiere nicht freilaufen zu lassen, sondern an die Leine zu nehmen. Übertragen wird die Räude meist durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier. Anzumerken ist dabei, dass befallene Wildtiere oft ihre natürliche Scheu verlieren. Auch der Hund, der in den verlassenen Bau eines erkrankten Tieres kriecht, kann sich anstecken. Und selbst beim Durchstreifen von Gräsern und Gestrüpp kann buchstäblich etwas hängen bleiben.

Denn verursacht wird die Räude durch Milben, die sich in die Haut hineingraben, dort ihre Eier und ihren Kot ablegen. Beim Wirt löst das zunächst Juckreiz aus, die Haut rötet sich, es bilden sich Schuppen, das Haar fällt aus. Wenn sich das befallene Tier kratzt, entstehen Wunden, die sich leicht entzünden können.

Räude ist behandelbar, etwa durch Mittel zum Auftragen auf die Haut oder mittels Tabletten. Das geschieht aber bei Wildtieren eher nicht. Geschwächt durch die Krankheit, sind sie nicht mehr in der Lage, zu jagen oder Futter zu finden. Sie verenden. Dabei kann sich die Krankheit von der Ansteckung bis zum Tod über Monate hinziehen. KATRIN PREUSS