
Thedinghausen – Einen speziellen Elektrozaun, der Bodenbrüter vor Fressfeinden schützen soll, hat jetzt der Hegering Wesermarsch bekommen. Finanzielle Unterstützung dafür gab es durch die Bingo-Stiftung von Lotto Niedersachsen. Fuchs, Marder und Konsorten haben sonst bei den selten gewordenen Wiesenvögeln ein leichtes Spiel.
Im Rahmen des Projektes „Wiesenvögel“ werden gezielt Elektrozäune zur Verbesserung des Bruterfolgs aufgestellt. „Jetzt ist die Brut- und Setzzeit so ziemlich abgeschlossen und die Heumahd auch vorbei. Deswegen kommt der Elektrozaun erst im nächsten Jahr zum Einsatz“, sagte Hegeringleiter Ralf Radeke. Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Jürgen Luttmann, übergab dem Hegering Wesermarsch jetzt diesen Zaun, der probeweise auf einer Wiese in Beppen ausprobiert worden war. Um das Aufstellen kümmert sich das Kitzrettungsteam, gegebenenfalls der Landwirt. Bei der Kitzrettung werden nicht nur kleine Kitze per Wärmebildkamera vor dem Mähtod gerettet, sondern immer wieder Gelege von Bodenbrütern gefunden. Nach der Mahd sind die Gelege den Feinden schutzlos ausgesetzt, weil die Deckung durch das hohe Grün fehlt. Wird ein Gelege entdeckt, werden rund 100 Quadratmeter vom Landwirt nicht gemäht und mit einem sogenannten mobilen Hühnerzaun eingezäunt. Voraussetzung: Der Landwirt ist mit der Maßnahme einverstanden. „Aber darauf hoffen wir mal“,ist Ralf Radeke sehr optimistisch.
Rund 60 bis 70 Drohneneinsätze hat das Drohnenteam Wesermarsch pro Jahr. „Da finden wir immer was“, sagte Radeke. Wenn der mobile Zaun aufgestellt ist, sorgt ein Solarmodul für Strom für eine Batterie, die den Zaun unter Strom setzt und eventuelle Prädatoren fernhält. Wenn die Brut erfolgreich war, wird der Zaun sofort wieder abgebaut.
Die Maßnahme zielt darauf ab, die Lebensbedingungen von Bodenbrütern wie Feldlerche, Kiebitz und anderen Niederwildarten in der Agrarlandschaft durch verschiedeneMaßnahmen zu verbessern. In den vergangenen rund 50 Jahren ging es steil bergab.
Der Bestand an Rebhühnern hat seit 1980 in West- und Zentraleuropa um mehr als 90 Prozent abgenommen.
Die Landwirtschaft hat sich verändert und Prädatoren wie Fuchs und Marder greifen sich brütende Hennen und Gelege. Als Folge zeigen einige dieser Arten einen negativen Populationstrend. Noch vor gut 100 Jahren war es zum Beispiel im Beppener Bruch Tradition, die Eier von Kiebitzen zum Verzehr zu sammeln. So ist es im Morsumer Heimatbuch nachzulesen – eine Tradition am Geburtstag von Kaiser Wilhelm II. Also waren die Bestände allein an Kiebitzen zu damaliger Zeit in der Region zwischen Eyter und Wesersehr zahlreich.
„Dies ist wirklich nur ein kleiner Beitrag, um Bodenbrütern bei ihrem Bruterfolg zu helfen“, erklärte Luttmann. Für den Landkreis Verden seien über die Bingo-Stiftung insgesamt vier solcher Zäune mit entsprechenden Geräten angeschafft worden. Dafür gab eseine Unterstützung von insgesamt 3000 Euro. Das Projekt ist neben der Verbesserung der Lebensraumbedingungen in Verbindung mit einem aktiven Prädatoren-Management, die Bodenbrüter in der Wesermarsch zu unterstützen und zu schützen.
Im kommenden Jahr komme der Zaun sicherlich zum Einsatz, versichern die Hegering-Vertreter. Für das Drohnenteam indes ist es eine zusätzliche und belastende Aufgabe.
Wer sich in der Brut- und Setzzeit, meist zwischen April und Ende Juni, in der Kitzrettung ehrenamtlich einsetzen möchte, ist in der Jägerschaft nicht nur deshalb herzlich willkommen. „Eine jagdliche Ausbildung ist nicht erforderlich. Man kann sich gerne bei mir melden“, wünscht sich Drohnenteam- und Hegeringleiter Radecke aus Wulmstorf Unterstützung.
Text und Foto: Heiner Albrecht
Kontakt
Interessenten können sich bei Ralf Radecke, Telefon 04233/1380, oder unter der Mailadresse an melden.