Heins – Für das Prädationsmanagement im Landkreis Verden durch die Kreisjägerschaft werden insgesamt 134000 Euro Fördergelder bereitgestellt. Das Prädationsmanagement reguliert den Bestand der Raubsäuger wie Fuchs, Marder oder Dachs, damit die gefährdeten Bodenbrüter, wie Kiebitz, Uferschnepfe, Brachvogel oder Rebhuhn, bessere Überlebenschancen haben. Außerdem stehen besonders invasive Arten, wie der Waschbär und der Marderhund im Fokus des Projektes. Die Beutegreifer werden mit Lebendfallen gefangen und anschließend vom Revierjäger zur Strecke gebracht. Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Jürgen Luttmann stellte dieses System nun in seiner Gemeinschaftsjagd in Groß Heins vor.
Mit einer Förderung in Höhe von 108000 Euro werden Fallen über das EU-Programm „Pfeil“ im Zuge des europäischen Netzes „Datura 2000″ finanziert. Die niedersächsische Bingo-Umweltstiftung trägt 26000 Euro für die Anschaffung der automatischen Fallenmelder bei. Diese informieren die Jäger in Echtzeit per E-Mail über eine aktivierte Falle in ihrem Revier. Umgehend kann dann diese kontrolliert werden und weitere Schritte zeitnah eingeleitet werden.
„Mit dieser Maßnahme unterstützt die Europäische Union den Erhalt, die Entwicklung und die Wiederherstellung von Lebensräumen und deren Arten in ländlichen Landschaften“, erklärte Luttmann. Dieses Projekt werde in der Fischerhuder Wümmeniederung, in der südlichen Allerniederung sowie dem Lehrdetal auf einer Fläche von circa 17000 Hektar realisiert. „Von den 32 betroffenen Jagdrevieren beteiligen sich 31, was sehr erfreulich ist“, sagte er.
Die Jäger seien derzeit damit beschäftigt, die geförderten Fallen an geeigneten Standorten zu installieren. Bis zum Start der Jagdsaison werden in den Projektgebieten und darüber hinaus circa 350 Fallen im Landkreis installiert, um die Beutegreifer in der Fläche zu reduzieren.
Der Landesjägerpräsident Helmut Dammann-Tamke bescheinigte auf Nachfrage den kreisverdener Jägern ein vorbildliches Engagement. „Im Landesverband haben die Projekte in Verden oft Modellcharakter und sind absolute Vorreiter“, erklärte Dammann-Tamke am Rande der Tarmstedter Ausstellung.
Ein echter Fortschritt sei die Digitalisierung der Fallen, weil so für jeden Standort einzeln und für alle Gebiete zusammengefasst eine Fangstatistik dokumentiert werde und Rückschlüsse auf die Bestände der Beutegreifer gezogen werden könnten. Weiter können bevorzugte Lebensräume besonders der invasiven Arten aus Nordamerika und Sibirien, also Waschbär und Marderhund, erforscht werden.
Die Streckenlisten der unteren Jagdbehörde des Landkreises zeigen eine bemerkenswerte Entwicklung auf. Gab es vor zehn Jahren nur einzelne Waschbären und Marderhunde, so kamen im vergangenen Jagdjahr fast 160 Tiere pro Art zur Strecke. Dies verdeutliche den immens gestiegenen Druck auf die Bodenbrüter, zusätzlich zu den anderen belastenden Umwelteinflüssen wie Klimawandel und intensive Landwirtschaft. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises wird die Bestandsentwicklung der gefährdeten Bodenbrüter, speziell in der Fischerhuder Wümmeniederung, weiter überwachen und damit die Auswirkungen des Prädationsmanagements dokumentieren.
Die Felle der getöteten Beutegreifer werden zunächst eingefroren und dann von einer Fachfirma bei den Jägern abgeholt und weiterverarbeitet. „Das entspricht einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen“, so Luttmann. lee