Verden – Kein Bebauungsplan, kein Ratsentscheid war nötig. Und doch entstand binnen kurzer Zeit zwischen Eissel und Dauelsen eine hübsche kleine Neubau-Siedlung. 20 hölzerne Eigenheime in viereinhalb Metern Höhe warten jetzt darauf, bezogen zu werden. Von Singvögeln und Fledermäusen.
Die Idee dazu, den Tieren entlang der Allee durch die Marsch Nistmöglichkeiten zu bieten, hatte Ronny Triebsch. Der Eisseler ist als Jäger viel in der Natur unterwegs. Beim Gang durch Wald und Wiesen stellt der 48-Jährige häufig fest, dass es den Vögeln an Unterschlupf mangelt. „In der intensiv geführten Landwirtschaft gibt es weniger Hecken“, nennt Triebsch ein Beispiel. „Platz ist überall“, meint der Eisseler jedoch in Bezug auf die Nistkästen und legte los.
Teils gekauft, teils selber zurecht gesägt, baute er die Behausungen aus Lärchen-, Kiefer- und Fichtenholz zusammen und hübschte sie auf. „Es muss ja nicht immer die triste Naturfarbe sein, in der ein Nistkasten daherkommt“, sagt Triebsch. Mittels wetterfester Latexfarbe und Folien erhielt also jedes der Häuschen ein individuelles Aussehen.
„Das ist übrigens auch eine tolle Idee zur Förderung der Kreativität bei Kindern gerade in der bestehenden Corona-Zeit“, möchte der Eisseler zur Nachahmung animieren. Einerseits könne man „in Heimarbeit etwas Schönes gestalten“, andererseits gebe es den praktischen Nutzen. Und im Idealfall seien Kästen im eigenen Garten hübsch anzusehen.
„Die kleinen Eyecatcher erfreuen die vielen Spaziergänger beim täglichen Rundgang“, stieß der Jäger jedenfalls beim Befestigen der „Villen Kunterbunt“ auf viel positive Resonanz. Ob die künftigen Bewohner den Einsatz des 48-Jährigen wohl auch zu schätzen wissen?
Bei Bernd Kiefer, Umweltbeauftragter der Stadt Verden, kam der Einsatz von Ronny Triebsch auf jeden Fall schon einmal gut an. „Die Eigeninitiative ist sehr willkommen“, sagt er und gerät fast ins Schwärmen ob der Möglichkeiten, die sich dem Tierfreund dabei bieten. „Schleiereulenkästen sind sehr spannend“, findet Kiefer. Gleiches gelte für Steinkäuze. Und selbst die Meise und der Sperling seien inzwischen für die Unterstützung des Menschen dankbar. Wer immer jedoch Triebsch nacheifern und Nistkästen an Bäumen im öffentlichen Raum anbringen möchte, sollte sich – wie es auch der Jäger tat – an gewisse Regeln halten.
„Am besten absprechen“, lautet der erste Rat von Bernd Kiefer. Dabei gehe es unter anderem darum abzustimmen, welches Material das richtige zum Befestigen der Nistkästen ist. So müssen die Schrauben zwar fest genug sitzen, damit das Häuschen niemandem auf den Kopf fällt. Aber die Befestigung darf auch eine spätere wirtschaftliche Nutzung des Holzes nicht einschränken.
Außerdem: Wer Nistkästen aufhängt, muss sich darüber im Klaren sein, dass es damit allein nicht getan ist. „Wenn die Dinger hängen, muss man sie auch reinigen“, weiß Ronny Triebsch, der sich das bereits für den Herbst vorgenommen hat. Werde altes Nistmaterial nach Ende der Brutzeit nicht entfernt, fördere das die Übertragung von Krankheitserregern, erklärt Bernd Kiefer. Zuguterletzt stellen die unterschiedlichen Tierarten unterschiedliche Ansprüche an ihre Behausung. Die Fledermaus braucht eine Einflugöffnung an der Unterseite des Kastens. Der Steinkauz möchte in der Röhre nisten. Der Spatz ist gesellig und brütet daher gerne Häuschen an Häuschen mit seinen Artgenossen.
Wenn all das beachtet werde, „dann ist es sicherlich eine schöne Sache,“ kann auch Leonie Jordan vom Nabu dem Aufhängen der Kästen viel Gutes abgewinnen. Die Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Weser-Mitte in Verden gibt gerne Tipps dazu. kp