17.03.2021 VAZ: „Villa Kunterbunt“ für Spatz und Co

Jäger Ronny Triebsch befestigt Nistkästen an Allee zwischen Eissel und Dauelsen

Neubausiedlung in viereinhalb Metern Höhe: 20 Nistkästen warten zwischen Eissel und Dauelsen auf tierische Bewohner. Foto: Ive Holzhausen

Verden – Kein Bebauungsplan, kein Ratsentscheid war nötig. Und doch entstand binnen kurzer Zeit zwischen Eissel und Dauelsen eine hüb­sche kleine Neubau-Siedlung. 20 hölzerne Eigenheime in viereinhalb Metern Höhe warten jetzt darauf, bezogen zu werden. Von Singvögeln und Fledermäusen.

Die Idee dazu, den Tieren entlang der Allee durch die Marsch Nistmöglichkeiten zu bieten, hatte Ronny Triebsch. Der Eisseler ist als Jäger viel in der Natur unterwegs. Beim Gang durch Wald und Wiesen stellt der 48-Jährige häufig fest, dass es den Vögeln an Unterschlupf mangelt. „In der intensiv geführten Landwirtschaft gibt es weniger Hecken“, nennt Triebsch ein Beispiel. „Platz ist überall“, meint der Eisseler jedoch in Bezug auf die Nistkästen und legte los.

Teils gekauft, teils selber zurecht gesägt, baute er die Behausungen aus Lärchen-, Kiefer- und Fichtenholz zusammen und hübschte sie auf. „Es muss ja nicht immer die triste Naturfarbe sein, in der ein Nist­kasten daherkommt“, sagt Triebsch. Mittels wetterfester Latexfarbe und Folien erhielt also jedes der Häuschen ein individuelles Aussehen.

Ronny Triebsch verpasste jedem der Nistkästen noch einen individuellen Anstrich. Foto: Ive Holzhausen

„Das ist übrigens auch eine tolle Idee zur Förderung der Kreativität bei Kindern gerade in der bestehenden Corona-Zeit“, möchte der Eisseler zur Nachahmung animieren. Einerseits könne man „in Heimarbeit et­was Schönes gestalten“, andererseits gebe es den praktischen Nutzen. Und im Idealfall seien Kästen im eigenen Garten hübsch anzusehen.

„Die kleinen Eyecatcher erfreuen die vielen Spaziergänger beim tägli­chen Rundgang“, stieß der Jäger jedenfalls beim Befestigen der „Villen Kunterbunt“ auf viel positive Resonanz. Ob die künftigen Bewohner den Einsatz des 48-Jährigen wohl auch zu schätzen wissen?

Bei Bernd Kiefer, Umweltbeauftragter der Stadt Verden, kam der Ein­satz von Ronny Triebsch auf jeden Fall schon einmal gut an. „Die Ei­geninitiative ist sehr willkommen“, sagt er und gerät fast ins Schwär­men ob der Möglichkeiten, die sich dem Tierfreund dabei bieten. „Schleiereulenkästen sind sehr spannend“, findet Kiefer. Gleiches gelte für Steinkäuze. Und selbst die Meise und der Sperling seien inzwi­schen für die Unterstützung des Menschen dankbar. Wer immer je­doch Triebsch nacheifern und Nistkästen an Bäumen im öffentlichen Raum anbringen möchte, sollte sich – wie es auch der Jäger tat – an gewisse Regeln halten.

„Am besten absprechen“, lautet der erste Rat von Bernd Kiefer. Dabei gehe es unter anderem darum abzustimmen, welches Material das richtige zum Befestigen der Nistkästen ist. So müssen die Schrauben zwar fest genug sitzen, damit das Häuschen niemandem auf den Kopf fällt. Aber die Befestigung darf auch eine spätere wirtschaftliche Nut­zung des Holzes nicht einschränken.

Außerdem: Wer Nistkästen aufhängt, muss sich darüber im Klaren sein, dass es damit allein nicht getan ist. „Wenn die Dinger hängen, muss man sie auch reinigen“, weiß Ronny Triebsch, der sich das be­reits für den Herbst vorgenommen hat. Werde altes Nistmaterial nach Ende der Brutzeit nicht entfernt, fördere das die Übertragung von Krankheitserregern, erklärt Bernd Kiefer. Zuguterletzt stellen die unterschiedlichen Tierarten unterschiedliche Ansprüche an ihre Behausung. Die Fledermaus braucht eine Einflug­öffnung an der Unterseite des Kastens. Der Steinkauz möchte in der Röhre nisten. Der Spatz ist gesellig und brütet daher gerne Häuschen an Häuschen mit seinen Artgenossen.

Wenn all das beachtet werde, „dann ist es sicherlich eine schöne Sa­che,“ kann auch Leonie Jordan vom Nabu dem Aufhängen der Kästen viel Gutes abgewinnen. Die Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Weser-Mitte in Verden gibt gerne Tipps dazu. kp